Nur wenige Monate nach Beendigung der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro sind ein Großteil der Sportstätten in einem grauenhaften Zustand. Vor allem beim Anblick des legendären „Maracana“ stellt sich die schiere Fassungslosigkeit ein.
Was wurde vor Beginn der Fußball-WM 2014 nicht alles berichtet über das „Maracana“, das Herzstück der zweiten Fußball-WM auf brasilianischem Boden. Über die aufwendige Restaurierung von Brasiliens populärster Arena, die eigentlich ein kompletter Neubau war. Den Glanz des neuen Stadions, die filigrane Dachkonstruktion, die modernen, hippen Sitzschalen, den hohen technischen Standard.
Das runderneuerte „Maracana“ präsentierte sich als komplett runderneuert und hochmodern, wenngleich es seinen ursprünglichen Charakter fast vollends verloren hatte. Dennoch hatten die Architekten eine faszinierende und ästhetisch anspruchsvolle Arena geschaffen, die zwei Jahre später auch für die Eröffnungs- und Schlussfeier der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro diente.
Nur wenige Monate später ist aus der hochmodernen Arena eine verwitterte, von Plünderern zerstörte und völlig verwahrloste Sportstätte geworden. Der völlig vertrocknete Rasen der einstigen WM-Endspiel-Arena steht sinnbildlich für den bedauernswerten Zustand des „Maracana“. Die Schuldzuweisungen dafür werden derzeit zwischen NOK und der Stadion-Betreibergesellschaft hin- und hergeschoben.
Unabhängig davon, wer für den rasanten Verfall letztlich die Verantwortung trägt, bleibt die Gewissheit, dass Brasilien damit vor aller Welt ein erbärmliches Bild abgibt und Kopfschütteln allenthalben dafür erntet, wie fahr- und nachlässig man mit einem nationalen Heiligtum (das „Maracana“) und teuer errichteten Sportstätten (Schwimmstadion, Olympiapark) umgeht.
Die schwindelerregend hohen Summen, die für die WM 2014 und die nur zwei Jahre später folgenden Olympischen Spiele ausgegeben wurden, haben im Schwellenland Brasilien über Jahre hinweg zu schweren Unruhen und andauernden Demonstrationen geführt und letztlich sogar Ex-Regierungschefin Rousseff ihren Posten gekostet.
Die Menschen, die dereinst auf Brasiliens Straßen gingen, sehen nun, wie die Steuergelder, die von ihnen vehement für anderweitige Infrastruktur- und Bildungsprojekte eingefordert wurden, auf unverantwortliche Art und Weise verprasst wurden. Der Umgang Brasiliens mit nicht einmal ein Jahr alten, teuer erbauten Sportstätten ist mehr als unwürdig und könnte zu neuerlichen Unruhen führen. Wer könnte es diesen Menschen verdenken? Wohl niemand.
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