Hertha BSC möchte gern ein neues Stadion bauen, um national konkurrenzfähiger zu werden (wir kommentierten das und stellten ein Umbau-Konzept dar). Wie sollte ein solcher Neubau aber überhaupt aussehen? Und wie um Himmels willen nicht?
Wir starten daher eine Serie zum Thema „Stadionneubau in Berlin„
von Björn Leffler
Teil 1 – Nationale Vorbilder
Michael Preetz und die Führungsremien von Hertha BSC träumen von einem Stadion-Neubau und dem Auszug aus dem zwar schönen, aber „nicht mehr zeitgemäßen Olympiastadion“ (Preetz). Wir starten eine kleine Serie und schauen nach Deutschland, Europa und in die Welt und machen ein paar Vorschläge für den perfekten Stadion-Neubau.
Zudem werden wir uns im letzten Teil der Serie ansehen, welches Modell in keinem Fall umgesetzt werden sollte. Darüber hinaus werden wir uns mit potenziellen – realistischen und unrealistischen – Standorten innerhalb und außerhalb des Stadtgebietes beschäftigen.
Aber eins nach dem anderen. Wir starten unsere Reihe heute mit einem Blick in die Republik. Gesucht ist das perfekte Vorbild für die vom Verein veranschlagten Anforderungen: Ein reines Fußballstadion soll es sein, mit einer Kapazität von 55.000 bis 60.000 Zuschauern, mit steilen Rängen und optimaler Vermarktbarkeit von Stadionnamen, Logen und Business Seats. Zudem soll das Stadion auch für andere Veranstaltungen nutzbar sein.
Wir stellen fünf Stadien in Deutschland vor, die als Vorbild für einen Neubau dienen könnten. Dabei beschränken wir uns ausdrücklich nur auf den Stadionbau selbst, dem Thema Standort und Verkehrsanbindung wollen wir uns später widmen.
Hier also unsere fünf Vorschläge, die nicht als Top-5-Liste zu verstehen sind, sondern als inspirierende Auflistung gelungener Stadionneu- oder -umbauten:
Hamburg, Volksparkstadion
Kapazität: 57.376 Plätze
Das Stadion in Hamburg war eines der ersten Stadien, die im Zuge der Neubau-Welle entstanden sind. Da der Umbau sogar bereits einige Jahre zuvor entstand, unterscheidet sich das Stadion architektonisch angenehm von den „Von-der-Stange“-Stadien in Gelsenkirchen, Mönchengladbach oder Wolfsburg.
Ein kleinerer Unterrang und ein raumgreifender Oberrang erzeugen einen Kessel mit großartiger Sicht von fast jedem Platz aus, die Stimmung ist um Welten besser als im alten Volksparkstadion. Die vorhandenen Stehplätze hinter dem Tor könnten allerdings etwas umfangreicher geplant werden.
Stuttgart, Mercedes-Benz-Arena
Kapazität: 60.449 Plätze
Die heutige reine Fußball-Arena war einst ein Leichtathletik-Stadion mit einem Rang. In mehreren Umbaustufen wurden ein Oberring auf das Stadion gesetzt und die Tribünen ans Spielfeld herangezogen.
Das Stadion in Stuttgart kämpfte, ebenso wie der historische Bau in Berlin, immer mit dem Manko, dass sich die Tribünen in einem zu flachen Winkel vom Spielfeld nach oben ziehen. Der Winkel ist nach dem erfolgten Umbau noch immer genau so flach, die Stimmung allerdings hat sich deutlich verbessert. Ein Argument dafür, einen solchen Umbau auch in Berlin vorzunehmen.
Frankfurt, Commerzbank-Arena
Kapazität: 51.500 Plätze
Die Commerzbank-Arena in Frankfur ist zwar gefährlich nah am architektonischen Standard-Paket, kann letztlich allerdings durch die filigrane Dachkonstrkuktion und die abgerundeten Tribünenkurven überzeugen.
Die Stimmung im Stadion ist nicht nur bei Fußballspielen, sondern auch bei Konzerten oder Public-Viewing-Veranstaltungen großartig. Einziges Manko sind die hohen Zäune vor dem Stehblock der Heim-Fans. Dieser ist zudem verhältnismäßig weit vom Tor entfernt. Hier sollte Hertha BSC das Ziel haben, ähnlich wie in Mainz beispielsweise, die Fans so nah wie möglich an das Spielfeld heranzuziehen.
Millerntor-Stadion, St. Pauli
Kapazität: 29.546 Plätze
Die Kapazität von knapp 30.000 Zuschauern wäre für einen Stadion-Neubau in Berlin natürlich viel zu klein, hier müsste mit rund 25.000 mehr Plätzen geplant werden. Das Stadion am Millerntor bietet aber dennoch großartige Atmosphäre und gehört nicht zu den standardisierten „30.000ern„, die in den letzten Jahren landauf, landab in der Republik entstanden sind (beispielhaft nennen wir mal die Stadien in Dresden, Aachen, Magdeburg oder Rostock).
Die Besonderheit des Millerntor-Stadions, die auch für einen Berliner Neubau bedacht werden sollte: Auch auf den Geraden gibt es eine nicht unerhebliche Anzahl von Stehplätzen, die bis ans Spielfeld heranreichen. Darüber wurden die etwas teureren Sitzplätze realisiert. Die Stimmung im Stadion ist dadurch wirklich herausragend. Ein enges, gemütliches, schickes Stadion.
Kaiserslautern, Fritz-Walter-Stadion
Kapazität: 49.780 Plätze
Der zur WM 2006 auf knapp 50.000 Plätze ausgebaute Betzenberg kann insbesondere mit seiner riesigen Stehplatz-Tribüne für die Heim-Fans glänzen, die sicherlich auch vielen Anhängern in der Hauptstadt gefallen würde.
Die Stimmung in diesem großen, aber dennoch engen Stadion wird von dieser rotweißen Wand dominiert, und die Zuschauer stehen sehr dicht hinter dem Tor. Genauso nah am Spielfeld befinden sich die Zuschauer auf den drei anderen Tribünen. Einziges Manko ist der wirklich unschön gestaltete, umzäunte Gästeblock. Aber dieser müsste ja nicht zwingend so übernommen werden.
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