Heute abend kehrt Huub Stevens nach Gelsenkirchen zurück und damit zum Ort seines größten Erfolgs. Der Mentor der Eurofighter von 1997 besitzt auf Schalke seitdem den Legendenstatus und „Die Null muss stehen“, in leicht niederländischem Akzent verbreitet, hat sich zum prinzipiellen Geist jeder Bundesliga-Taktiktafel entwickelt. Mit Ausnahme von Thomas Schaaf natürlich. Huub Stevens jedenfalls prägt seit Mitte der 90er Jahre die Bundesliga. Neben seinem Engagement bei Schalke trainierte er Hertha BSC, den 1. FC Köln, den Hamburger SV, den VfB Stuttgart und nun die TSG Hoffenheim. Der ewige Huub hat bei einem Drittel der Bundesligavereine seine Spuren hinterlassen. Dass die Null bei denjenigen steht, kann zwar nur bedingt behauptet werden, aber Stevens ist eine unantastbare Institution.
Bei der Presse erfreut er sich darüber hinaus große Beliebtheit. Stevens liefert Geschichten und spätestens seit Trappatonis Wutrede ist der Bedarf an kauzigen Äußerungen für die bunte Presse offensichtlich. Nichts geht besser als wutentbrannte Trainer an der Seitenlinie und in der Pressekonferenz. Die Schlagzeilen für die halbe Woche sind drin und die versammelte Journaille darf sich als treudoofe Ansammlung von Unschuldslämmern inszenieren. Das Bild des „Knurrers von Kerkrade“ schafft die notwendige Stereotypisierung, um die Schuld stets im schwierigen Charakter von Huub Stevens zu suchen. Es gibt nunmal keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten. Brisante Logik, die den gesamten Sportjournalismus in ein schlechtes Licht rücken.
Huub Stevens ist nicht schwierig, er ist kritisch und leidenschaftlich. Seine cholerisch-ironische Kommunikationsstrategie ist unverwechselbar. Dass er diese nicht erst durch seine Zeit im Abstiegskampf der Bundesliga angeeignet hat, verdeutlicht folgender Mitschnitt aus dem Spiel RJC Kerkrade gegen Ajax Amsterdam in der Eredivisie der Saison 94/95. Nachdem Patrik Kluivert beim Tempogegenstoß mit unlauteren Mitteln vom Kerkrader Abwehrspieler aufgehalten wurde, erzürnte sich Stevens über die folgerichtige gelbe Karte für seinen Abwehrrecken so sehr, dass ein Bär von einem Mann auf ihn losgeschickt wurde, um ihn zu besänftigen… Stevens musste schnell anerkennen, dass die Chancen gefressen zu werden, größer sind, als diejenigen den heute als „vierten Offiziellen“ bezeichneten Schiedsrichter am Spielfeldrand von seiner Meinung zu überzeugen. Also schnell ein Solidaritätsrückenklopfer und weiter auf das Spiel konzentrieren. Im Nachhinein kann man ja zumindest dem guten Mann noch ein Furzkissen aus der zeitgenössischen Micky-Maus-Ausgabe auf den Hocker legen…
Schreibe einen Kommentar