Wenn sich heute Abend in München Atletico Madrid und der FC Bayern um den Einzug ins Endspiel der Champions League duellieren, steht beiden Teams womöglich ein ähnlich zähes Ringen bevor wie in ihrem ersten Aufeinandertreffen auf europäischem Parkett, dem Landesmeisterfinale 1974.
Als die Spanier im ersten Spiel in der Verlängerung in Führung gingen, sahen sie wie der sichere Sieger im wichtigsten europäischen Vereinspokal aus, bis ihnen Franz „Katsche“ Schwarzenbeck mit einem Gewaltschuss in der 119. Minute den Pokal wieder aus den Händen riss. So kam es zum Wiederholungsspiel, welches die Bayern dann überzeugend mit 4:0 gewannen.
Wer weiß, was gewesen wäre, wenn Schwarzenbeck in dieser 119. Minute nicht abgezogen und getroffen hätte. Wären die Bayern auf Jahre hinaus die dominierende Fußballmannschaft Europas geworden? Wäre Deutschland Weltmeister im gleichen Jahr geworden? Spieler wie Beckenbauer, Hoeneß oder Breitner wurden in diesem Finale zu Champions, zu Gewinnern, zu Führungsspielern. Aber was wäre gewesen, wenn es eine bittere Niederlage gesetzt hätte? Hätte sich die goldene deutsche Generation davon erholt?
Schwarzenbeck steht nicht für den spielerischen Glanz der 70er Jahre, sein Name taucht selten auf in den Nennungen der Netzers, Overaths und Müllers. Aber sein Tor gegen Atletico Madrid war dennoch ein Schlüsselmoment auf dem Weg zur bis heute erfolgreichsten deutschen Ära im deutschen Vereins- und Nationalmannschaftsfußball.
Heute Abend steht für den FC Bayern wieder einmal viel auf dem Spiel, insbesondere für die zukünftig rückblickende Bewertung der Ära von Pep Guardiola bei den „Roten“. Und im sich anbahnenden Abnutzungskampf mit Diego Simeones Abwehrkünstlern könnten die Bayern möglicherweise einen wie Schwarzenbeck gebrauchen, der, wenn einfach gar nichts mehr geht, einfach mal draufhält und alle taktischen Vorgaben links liegen lässt.
Wir zeigen hier nochmal das historische Husarenstück des bayerischen Ausputzers, der mit dem Tor gegen Atletico Madrid zu einer deutschen Europapokallegende wurde.
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