Das Salz in der Suppe

Avatar von Björn Leffler

„Wären wir doch bloß Zweiter geworden!“ war die Reaktion einer der größten deutschen Tageszeitungen, als sich das Tableau des Achtelfinals bei der diesjährigen Europameisterschaft strukturierte. Nach Abschluss der Vorrunde ergeben sich zwei Turnierbäume in Richtung Finale, die unterschiedlicher und einhergehend interessanter nicht sein könnten. Auf der einen Seite die vermeintlichen Favoriten im direkten Wettkampf, auf der anderen Seite die leidenschaftlichen Außenseiter mitten in einem großen Abenteuer. Nun könnte diese EM überraschend doch noch die beste aller Zeiten werden.

Spanien gegen Italien, Deutschland gegen die Slowakei, Frankreich gegen Irland und England gegen Island. Die vier Partien auf der Favoritenseite des Tableaus sind wahrscheinlich der Auftakt für ein Intermezzo des Weltfußballs, wobei den Underdogs natürlich weiterhin Überraschungen zuzutrauen sind. Die Partie der Spanier gegen die Italiener ist nur der Vorgeschmack dessen, was danach ansteht. Sollten sich die Erwartungen erfüllen, würde nach der Neuauflage des Finals von 2012 im Viertelfinale die Neuauflage des Finals von 2008 anstehen. Während sich dann die deutsche Mannschaft mit den Spaniern um den Halbfinaleinzug streiten, würde parallel Frankreich gegen England um die Teilnahme am selben Spiel konkurrieren. Gleichzeitig gibt es da noch die stets große Unbekannte der Squadra Azzura. Höchstens eine der großen Fußballnationen als Vertreter der besten Ligen Europas wird das Finale in Stade de France erreichen. Die einen mögen es unglückliches Favoritensterben nennen, für mich ist die EURO 2016 dadurch plötzlich wieder zu einem Wettbewerb geworden, der glücklicherweise einigen Sympathieträgern bei dieser Endrunde auf der Rückseite dieses Favoriten-Stelldichein ihren großen Traum weiterleben können.

Wales gegen Nord-Irland, Schweiz gegen Polen, Kroatien gegen Portugal, Ungarn gegen Belgien. Auch eine dieser acht Mannschaften wird den Weg ins Finale finden. Favorisiert dafür sind wohl die Polen, Belgier, Kroaten und tendenziell unberechenbaren Portugiesen. Aber insbesondere die Auftritte der Waliser um Gareth Bale ließen in der Vorrunde aufhorchen – und einhergehend ist die Achtelfinal-Partie der Mannschaft gegen die Nord-Iren nicht nur stimmungstechnisch eine der Highlights dieser Runde. Die überschwappende Leidenschaft der Fans dieser beiden Überraschungsteams wird dieser Partie im Pariser Parc des Princes eine großartige Atmosphäre verleihen.

So gut wie alle dieser Mannschaften haben ihre Ziele erreicht oder sogar schon übertroffen. Eine der bekanntesten Fußballphrasen thematisiert das freie Aufspielen, welches Kräfte freisetzen kann. Auch für diejenigen, die sich eher schlecht als recht ins Achtelfinale durchgemogelt haben, beginnt nun erst das Turnier so richtig. Insbesondere die sich bisher überaus erfolgreich als Geheimfavorit tarnenden Belgier, könnten sich trotz eher mäßiger Auftritte bisher gut und gerne ins Finale manövrieren. Dann wären da noch die stets unterschätzten Polen und technisch versierten Kroaten und Portugiesen. Die fußballerische Klasse ist unweigerlich vorhanden. Ein sehnsüchtiges Rüberlinsen auf diese Seite des Tableaus könnte den Favoriten dann im Finale teuer zu stehen kommen.

Die großen Persönlickeiten dieses Strukturbaums sind neben Gareth Bale Cristiano Ronaldo, Robert Lewandowski, Luca Modric und Kevin de Bruyne. Einer dieser hochklassigen Fußballer könnte der K.O.-Runde in diesem Tableau seinen Stempel aufsetzen und den letzten Schritt zum nationalen Fußball-Idol gehen. Die Momente der Legendenbildung sind gekommen. Vielleicht ja auch weiterhin für Island…

Axel Diehlmann

 

 

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