von Björn Leffler
Stellen wir uns – aus gegebenem Anlass – doch einfach mal vor, die Bundesliga und ihre 18 Vereine wären ein großes, fantastisches Abenteuer in einer Fußball-Galaxie, weit, weit entfernt… Welcher Verein wäre welcher Charakter? Und würde am Ende wirklich die gute Seite der Macht gewinnen? Versuch einer cineastische Annäherung…
Borussia Dortmund – Ganz klipp und klar, der Han Solo der Bundesliga. Draufgängerisch, sympathisch, schlitzohrig, und mitunter über die Stränge schlagend (…wir erinnern nur an den armen FC Malaga!). Bei Borussia Dortmund sitzt die Kanone ebenso locker im Halfter wie beim legendären Weltraumpiloten, und das Westfalenstadion ist der dazu passende Millennium Falcon!
Borussia Mönchengladbach – Und hier schon der blutsbruderhafte, fellbehaarte Kampfkumpel vom Niederrhein, Chewbacca! Kommt erst zurückhaltend daher, aber wenn er dann losröhrt, fährt jedem Droiden der Schrecken in die Glieder. Und dem ein oder anderen Gegner wurde in diesem Jahr bereits der Arm aus dem Gelenk gedreht (bitte nachfragen beim FC St. Pauli, Hertha BSC, Eintracht Frankfurt oder Bayern München). Also: lasst den Wookie gewinnen!
FC Augsburg – Der FC Augsburg ist ein grandioser C3-PO-Kandidat. Zuerst gnadenlos unterschätzt, eigentlich aber durchaus talentiert und macht immer wieder mit beeindruckenden Geistesblitzen auf sich aufmerksam. Nicht genug damit, dass in der Vorsaison die Europa League erreicht wurde, im letzten Vorrundenspiel des Europacups wurde Partizan Belgrad erst in der 90. Minute aus der Galaxie gekegelt. Kein Lautsprecher, dieser Club, aber ein effizient funktionierendes Gefüge mit guten Absichten. Seinem Erbauer sei Dank!
VfB Stuttgart – Der VfB, der so gern die Rolle eines geliebten, strahlend erfolgreichen Vereins einnehmen würde, aber an diesen Ansprüchen immer wieder scheitert. Das schreit förmlich nach Lando Calrissian, der erst seine Freunde ans Imperium verrät und dann um Haaresbreite von zwei kräftigen Wookie-Pranken erwürgt wird. Aber letztlich kommt er doch noch auf den rechten Pfad der Tugend und hilft maßgeblich beim Sieg über das Imperium und der Zerstörung des Todessterns mit. Vielleicht tröstet das die Schwaben ja und gibt Kraft für den aktuellen Abstiegskampf. Möge die Macht mit Euch sein.
Schalke 04 – Der gefürchtete Fürst der dunklen Seite der Macht, eindeutig der Darth Vader der Bundesliga. Spielerische Armut, hässliche Fouls, aber dennoch gnadenlos effektiv und erfolgreich. Dabei ist selbst das Gebahren innerhalb des Vereins derartig unterirdisch, dass es selbst für imperiale Verhältnisse eigentlich zu krass ist. Clubchef Tönnies führt sich mindestens einmal monatlich so auf, als wäre er der unerbittliche Kommandant eines Sternenzerstörers. Rebellenformationen, die es wagen, aus dem Todesstern Schalke-Arena einen Punkt entführen zu wollen, werden mit unerbittlicher Härte gejagt und vernichtet. Die Schiedsrichter helfen hierbei gerne mit.
TSG Hoffenheim – Die TSG, der seelenlose, willfährige Helfer des Imperiums, ein klassischer Klonkrieger. Ohne Seele, ohne wirkliche Biografie, aber ausgestattet mit primitiven, stumpfen Waffen. Je mehr es gibt von diesen Klonkriegern, umso gefährdeter ist die friedliche Welt der alten Republik. Der Einsatz der Klonkrieger-Armee war bekannermaßen der Anfang vom Ende der Jedi-Dynastie… mehr ist dazu wohl nicht zu sagen.
VfL Wolfsburg – Der VfL ist der klassische Boba-Fett-Kandidat. Der Kopfgeldjäger, der sich vom üppigen Salär des Imperiums kaufen lässt und dafür Jagd auf die Rebellen und die gute Seite macht. Dabei ist Boba Fett bzw. der VfL gefährlich erfolgreich, und man fragt sich, wo wird das eines Tages hinführen? Der Meistertitel der Wölfe von 2009 ist wohl gleichzusetzen mit der Gefangennahme von Han Solo in Episode V in Bespin! Aber Vorsicht, Ihr Kopfgeldjäger-Wölfe, das Ende von Boba Fett ist weithin bekannt – schon in Episode VI fand er einen grausamen Tod im Schlund des Sandmonsters Sarlacc!
Bayer Leverkusen – Das Etikett „Plastikklub“ werden die Rheinländer nicht mehr los, daher ist es ganz natürlich, dass sie als R2D2 im Kreis der 18 Bundesligisten agieren. Ausgestattet mit einer Fülle an technischen Extras wurden die Leverkusener immer wieder genauso unterschätzt wie diese kleine, rollende Droideneinheit – bis sie sich einst bis ins Champions-League-Finale geschlichen hatten. Mitunter ein wenig stur und störrisch (in Person: Rudi Völler), aber an sich auf dem richtigen Weg.
1.FC Köln – Die Kölner, der Jar Jar Binks der Bundesliga. Absolute Sympathie-Kanonen, kein (Karnevals-) Gag ist zu dämlich, und auch nach dem fünften Abstieg wird anschließend noch singend in der Kneipe geschunkelt. Dass da der ein oder andere in der Republik schonmal an der Zurechnungsfähigkeit zweifelt, ist da eigentlich nebensächlich. Hauptsache ihr habt Spaß, ihr Kölner.
Hamburger SV – Der HSV, der nicht kleinzukriegende Dinosaurier der Bundesliga. Eingeweihte wissen längst, dass es sich beim Hamburger Sportverein mitnichten um einen Dino, sondern um den schlabberig-widerlichen Bandenchef und Huttenkönig Jabba handelt. Jabba lebt und handelt im rechtsfreien Raum, wie auch der HSV, der nur durch Schiedsrichter-Mithilfe und ganz, ganz viel Glück die Klasse halten konnte. Das Ende Jabbas allerdings wurde besiegelt durch einen Feind, der ihm näher war, als ihm letztlich lieb sein konnte…
Werder Bremen – Prinzessin Leia war es nämlich, die Jabba den garaus machte, mit einer schweren, rostigen Eisenkette. Dem HSV die Lichter auszupusten, das ist auch der feuchte Traum vieler Grünweißer an der Weser, die den großen Nachbarn von der Elbe in etwa so sympathisch finden wie Leia das schleimige Ungetüm. Ob die Werderaner letztlich einmal für den Tod der Hamburger verantwortlich sein werden, bleibt abzuwarten. An der Weser lauert man jedoch. Mit der rostigen Kette in der Hand, ganz sicher.
Hertha BSC – Die Hauptstädter, zuletzt Deutscher Meister anno 1931, können als Traditionsverein wahnsinnig viel Erfahrung, aber nicht mehr ganz so viel Power aufweisen. Der Obi-Wan Kenobi der Bundesliga musste seinem einstigen Schüler Darth Vader – dem FC Schalke also – längst die Führungsposition in der Bundesliga überlassen, aber vorsicht! Einen alten Jedi-Meister sollte man niemals unterschätzen.
SV Darmstadt 98 – Der junge Luke Skywalker, dem absolut nichts geschenkt wird in der rauhen Welt des harten (imperialen) Bundesliga-Alltags! Aber er lässt sich nicht unterkriegen, lernt die Instrumente der Macht beherrschen und die Gegner das fürchten. Nicht umsonst konnten die Bundesliga-Frischlinge bislang 18 Punkte erkämpfen. Der junge Jedi-Schüler, dem am Ende von Episode IV ein „Millionentreffer“ gelingen wird, könnte auch in der Bundesliga noch das Zünglein an der Waage sein. Schau mer ma, ob die Südhessen die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen können!
Mainz 05 – Die Mainzer, stets mahnend, dass man sich nicht auf das Gebahren mit den imperialen Mächten einlassen soll, genausowenig wie mit den eigentlich guten Jedi. Am besten halten wir uns raus aus allem! Das klingt doch ganz nach dem guten alten „Onkel“ Owen Lars, der nichts mehr fürchtet, als dass sich seine gemütliche, kleine Wüstenwelt ändern und Neffe Luke in die weite Welt hinaus ziehen könnte. Dass das ganze nicht gut ausging für ihn, das wissen wir heute. Also obacht Ihr Meenzer!
Eintracht Frankfurt – Darth Maul lässt grüßen. Den aggresiven Rot-Schwarzen scheint jedes Mittel recht, um in der Bundesliga Erfolg zu haben, und das Potenzial scheint ja wirklich da zu sein in der Mainmetropole. Läuft es dann aber nicht sofort rund, wird schnell über die Stränge gechlagen. Die Anhänger der Eintracht sind bereits vermehrt randalierend und brandschatzed aufgefallen, und der ein oder andere hatte dabei ein rotes Lichtschwert im Einsatz.
FC Ingolstadt – Die Ingolstädter, der Admiral Ackbar der Liga. Unverwüstlich, unbelehrbar, allen Widrigkeiten trotzend. Mit dem Einsatz, den die Schanzer an den Tag legen, konnten sie bislang im imperialen Haifischkäfig Bundesliga überleben. Und sie sind immer scharfsinnig genug, um rechtzeitig zu erkennen: „Das ist eine Falle!“
Hannover 96 – Die 96er, ganz klar die Prinzessin Amidala der Bundesliga. Eigentlich der guten Seite der Macht zugewandt, scheitern sie dennoch letztlich am harten Abnutzungskampf der imperialen Liga und finden letztlich den bitteren (Abstiegs-) Tod. So jedenfalls eine möglich Prognose, sollten sie ihrer Rolle der aufopferungsvollen aber letztlich versterbenden Prinzessin treu bleiben. Dann wären sie zwar ein absoluter Sympathieträger, aber das ist ja auch irgendwie ein schwacher Trost!
Bayern München – Der Imperator der Bundesliga, der selbst eigentlich nur noch mitspielt, um aufzupassen, dass sich alle benehmen und keiner auf die ernsthafte Idee kommt, den Bayern den Meistertitel streitig zu machen. Sollte es doch einer wagen, werden diesem alle seine talentierten Spieler abgekauft und auch sonst alles geholt, was irgendwo in der Galaxie schonmal eine Kugel durchs Eckige gedrückt hat, bis auch der letzte Konkurrent ausgequetscht, unterdrückt und unterjocht ist. Ob man damit auch langfristig erfolgreich ist (also im Champions League Halbfinale), das werden wir erst noch sehen. Im Moment jedoch steht jedem Gegner der Bayern der kalte Schweiß auf der Stirn, und er wimmert nur: „Der Imperator kommt hierher?“
Leider, ja.
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