Ein Umbau des Berliner Olympiastadions in ein reines Fußballstadion ist in der deutschen Hauptstadt derzeit leider kein Thema. Zu groß sind die befürchteten Widerstände der Denkmalschützer. In London wurde gerade bewiesen, dass ein solcher Schritt gar nicht so abwegig ist, wie er auf den ersten Blick scheint. Auf der Suche nach neuen Impulsen sollte sich Hertha BSC mit dieser Option aber eingehend beschäftigen.
von Björn Leffler
Als im März 2016 Hertha BSC und der Berliner Senat kurz vor Neuverhandlungen über die jährlich zu entrichtende Stadionmiete standen und Michael Preetz den Neubau eines vereinseigenen Fußball-Stadions lancierte, wütete ein paar Tage der Sturm im medialen Wasserglas. Auch wir äußerten uns in dieser Diskussion zu Wort, mit dem Vorschlag, kein neues Stadion zu bauen, sondern das Olympiastadion nach Stuttgarter Vorbild in ein reines Fußballstadion umzubauen.
Senat und Verein einigten sich wenige Wochen später überraschend schnell auf einen neuen Kontrakt, und das avisierte eigene Fußballstadion scheint im Nachhinein nicht mehr als ein klein wenig Säbelrasseln im Verhandlungspoker gewesen zu sein. Hertha BSC bleibt also bis auf weiteres Hauptmieter des Olympiastadions und somit wichtigster Partner der landeseigenen Olympiastadion GmbH. Der Verein ist dennoch auf der Suche nach neuen Impulsen (was beispielsweise das neue Marketingkonzept beweist), und Michael Preetz hatte in mehreren Interviews unlängst den Wunsch geäußert, „einen Zuschauerschnitt von 60.000 Zuschauern pro Saison“ zu realisieren.
Neben dem Ziel, den Fans in Berlin attraktiveren und erfolgreicheren Fußball zu bieten, sollte an dieser Stelle noch einmal der Umbau eines Teils des Stadions in Erwägung gezogen werden. Dass dies möglich ist, ohne den ursprünglichen Charakter des Stadions vollkommen zu verändern, hat kürzlich der Londoner Premier-League-Club West Ham United bewiesen.
Um im Wettbewerb mit den großen Londoner Clubs Arsenal, Chelsea und Tottenham konkurrenzfähiger zu werden, zogen die „Hammers“ zum Beginn der neuen Saison nach über 100 Jahren aus dem traditionsreichen, aber schwer in die Jahre gekommenen Upton Park aus.
Neue Heimat wird das für die Olympischen Sommerspiele 2012 neu errichtete Olympiastadion, welches in den vergangenen zwei Jahren für den Umzug von West Ham United umgebaut wurde. Die Tribünen wurden hinter den Toren dichter an das Spielfeld herangzogen, die Flutlichtanlage für regelmäßigen Profifußballsport optimiert. Der ursprüngliche Charakter des Stadions allerdings blieb erhalten.
Ein Schritt, der bei den Fans sehr umstritten ist. Allerdings waren die ersten Spiele im neuen Stadion, welches mit einer Kapazität von 60.000 Plätzen eine Kapazitätssteigerung von über 30% möglich macht, sehr gut besucht.
Was in Berlin noch immer als unwahrscheinlichste Variante gilt, also der Umbau des Olympiastadions in ein reines Fußballstadion, wurde in London mit hohem ästhetischen Anspruch umgesetzt. Ein Modell, welches sich die Verantwortlichen von Hertha BSC also gut anschauen sollten, denn der finanzielle Aufwand für den Umbau des Olympiastadions steht in keinem Verhältnis mit den Investitionen, die für den Bau einer eigenen Fußball-Arena aufzubringen wären.
Wir zeigen hier einige Impressionen der neuen, olympischen Heimat von West Ham United:
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