„I believe in Miracles“ von Regisseur Jonny Owen auf dem 11MM-Filmfestival
Kino Babylon, Freitag 18. März, 20:00 Uhr
Als der für seine exzentrischen Ausbrüche berühmt-berüchtigte Trainer Brian Clough im Januar 1975 den Trainerposten bei Nottingham Forest übernahm, war er nach nur 44 Tagen Amtszeit als Trainer von Leeds United im wahrsten Sinne des Wortes vom Hof gejagt worden. Obwohl er nur wenige Jahre zuvor mit dem Underdog-Team aus Derby County sensationell die englische Meisterschaft gewonnen hatte, war Nottingham Forest nach Cloughs Rauswurf in Leeds der einzige Verein, der Clough ein Vertragsangebot unterbreiten wollte.
Der Verein aus Mittelengland stand zu diesem Zeitpunkt auf dem 13. Tabellenplatz der zweiten Liga und befand sich in ernster Abstiegsgefahr. Den Glücksgriff, den die Vereinsführung mit Brian Clough tätigen sollte, konnte sie zu diesem Zeitpunkt nicht einmal erahnen. Und auch Brian Clough hätte am ersten Tag seiner Amtszeit wohl selbst nicht erwartet, dass er insgesamt 18 Spielzeiten lang Trainer von Nottingham Forest bleiben würde.
Um zur Vereinslegende zu avancieren, brauchte Clough allerdings deutlich weniger als jene 18 Spielzeiten. Ihm reichten schon die ersten dreieinhalb Jahre, die bis heute wie ein Fabelmärchen wirken. In der Saison 1976/77 gelang der Aufstieg in die englische First Division, und gleich in der ersten Saison gelang ein sensationeller Coup: der Aufsteiger wurde englischer Meister und Ligapokalsieger.
Im Jahr darauf startete das Team im Europapokal der Landesmeister und hatte es dort gleich in der ersten Runde mit dem Titelverteidiger zu tun, der Übermannschaft aus Liverpool. Dem Underdog aus Nottingham gelang nicht nur in diesem Duell ein sensationeller Erfolg, auch in den kommenden Runden waren die Roten aus Nottingham nicht zu bezwingen. Nach einem 3:3 und 1:0 im Halbfinale gegen den 1. FC Köln traten die Briten am 30. Mai 1979 im Finale in München gegen Malmö FF an und siegten 1:0. Der Verein hatte damit gleich in seiner ersten Saison im Europapokal der Landesmeister den wichtigsten europäischen Vereinstitel abgeräumt.
Damit nicht genug: im folgenden Jahr gelang der Coup ein zweites Mal. Nach Siegen über den BFC Dynamo und Ajax Amsterdam gelang im Endspiel in Madrid ein knapper 1:0-Sieg gegen den Hamburger SV. Nottingham Forest war damit der einzige Verein – und ist dies bis heute geblieben – der nur einmal nationaler Meister, aber zweimal Europapokalsieger der Landesmeister geworden ist.
Die 104-minütige Dokumentation von Jonny Owen lässt einige Protagonisten der damaligen Mannschaft – darunter Trevor Francis und Martin O‘Neill – zu Wort kommen und wartet mit einer Vielzahl seltener Archivaufnahmen auf, die versuchen, das Wunder von Nottingham etwas greifbarer zu machen. Der Film ist eine großartige, kurzweilig erzählte Fußballgeschichte, bei der man am Ende des Films sicherheitshalber noch einmal den Zusatz „nach einer wahren Begebenheit“ einblenden müsste, so unglaublich ist das, was man dort zu sehen bekommen hat.
Es ist eine Geschichte, die es so im heutigen Fußball wohl niemals mehr geben würde. Umso größer ist die Begeisterung, die den Zuschauer durchfährt, während er die kontrastierten Aufnahmen aus den 70er Jahren über die Leinwand flimmern sieht. Es haut einen förmlich um, weil man sieht, was heutzutage so selten geworden ist: Nämlich Fußball, der völlig unberechenbar ist. „I believe in Miracles“ ist eine absolute Empfehlung! Reingehen, Anschauen, Wohlfühlen, Träne aus dem Knopfloch wischen. Das ist Fußball.
Nein, nicht ganz… Das war Fußball.
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