Unter dem Leitspruch „Fußball findet Stadt“ tragen wir alltäglich Geschichten zusammen, die Einblicke in die Verbindung von Stadtkultur und Fußballkultur eröffnen. Schließlich verräumlicht sich der Fußball nicht nur in Stadien, Bolzplätzen und Vereinszentren, sondern ist eben auch immaterieller Teil von Stadtkulturen und –identitäten. Die gestrige Absage des Eröffnungsspiels des Erfurter Steigerwaldstadions konterkarierte unser heiß geliebtes Motto zutiefst.
Verhindert im Nebel. Borussia Dortmund schwebte über dem Erfurter Stadtraum und fand kein Mittel in der thüringischen Hauptstadt zu landen. Schlechte Sichtverhältnisse verhinderten eine sichere Landung des Flugzeugs, so dass die Mannschaft und die Offiziellen unverrichteter Dinge wieder nach Dortmund zurückkehrten ohne Erfurter Boden betreten zu haben. Ihrer Einladung zur Eröffnung der Steigerwald-Arena konnten sie kurzfristig doch nicht mehr Folge leisten. Zumindest funktionierten die Kommunikationskanäle bestens, so dass aus dem Flugzeug heraus die Absage ins Stadion flatterte. Der Abbruch der Landung in Erfurt war uneingeschränkt richtig, leider nur hat der Zwischenfall einen unangenehmen Beigeschmack. Die Bühne war gerichtet, die neue Arena glänzte im Nebel und die Fans von Rot-weiß Erfurt und Borussia Dortmund, die von nah und fern angereist waren, freuten sich auf das Freundschaftsspiel der beiden Vereine.
Es stellt sich ein wenig die Frage, warum die Dortmunder ausgerechnet das Flugzeug für ihre 350km lange Anreise nach Erfurt wählten. Zwar halbiert sich dadurch in etwa die Reisezeit, aber für diese relativ kurze Zugfahrt von drei bis vier Stunden hätte man sich eventuell auch ein paar Stullen mehr einpacken können und hierdurch noch ein wenig Bodenhaftung demonstrieren können. Nicht nur aus ökologischen Gründen wäre eine Zugfahrt oder Bus-Tour artgerechter gewesen. Mit einem Sonderzug gemeinsam mit enthusiastischen Fans nach Erfurt reisen und die dortige Arena bespielen. Es wäre eine romantische Geste und ein gelungener Jahresauftakt gewesen. Schließlich wurden im Erfurter Steigerwaldstadion keine Staatsgäste aus Fern-Ost erwartet, sondern eine Fußballmannschaft aus Dortmund.
Ein bißchen Entschleunigung hätte dem BVB an dieser Stelle gut getan. So war es eine unglückliche Konstellation, die demonstriert wie weit entrückt die Vereine der Bundesliga von den unterklassigen Mannschaften in ihrer nahen und mittleren Nachbarschaft sind. Räumlich und mental. Zu Benefizspielen und Eröffnungsabenden kommen sie mitunter gerne vorbei. Fernab der Repräsentationsbedürfnisse haben sie mit den unterklassigen Vereinen aber kaum noch etwas im Hut. Der Blick ist europäisch und weltgewandt. Die Reise mit dem Flugzeug selbstverständlich. Genau deswegen wäre eine maßstabsgerechte Anreise bei einem unterklassigen Traditionsverein irgendwie schöner gewesen. Und hätte wahrscheinlich auch funktioniert…
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