von Björn Leffler
Man kennt es ja mittlerweile aus den Sportdokumentationen, die da so seit einigen Jahren kursieren: in den Kabinen von Fußballmannschaften laufen, um sich für das anstehende, schwere Spiel in Stimmung zu bringen, die aktuellen Hits der Top 20 Charts. Das „Nur-bis-zum-Halbfinale-Sommermärchen“ 2006 wurde beispielsweise von Xavier Naidoos Durchhalte-Hymne „Dieser Weg“ begleitet.
Vor jedem Spiel erklang dieses Lied und gab der so gescholtenen und unterschätzten Elf um Mike „El Capitano“ Ballack die nötigen, letzten Prozente, um Gegner wie Polen, Schweden und Argentinien aus dem Weg zu räumen. Erst im Semifinale sollte sich zeigen, dass Xavier doch recht behalten sollte und dieser Weg kein leichter war. Aber dennoch – der Soundtrack zum Turnier war ein grandioser Erfolg, ebenso wie die in Dauerschleife laufende Schunkel-Schrumme der Sportfreunde Stiller „54-74-90-2006„, die sich nach dem bitteren Aus gegen die Azurri zumindest schnell aufs kommende Turnier 2010 in Südafrika umdichten ließ.
2014 war es dann Andreas Bourani, der mit seinem Hit „Ein Hoch auf uns“ einen Song produzierte, der seit dem Tor von Mario Götze in der 113. Minute von Rio auf ewig mit dem vierten Stern von Jogis Jungs verbunden sein wird. Ein Umstand, der sich vor allem in finanzieller Hinsicht spürbar niedergeschlagen haben dürfte.
Dabei muss man festhalten, dass bis auf die unerträgliche Zahlenspiel-Nummer der Sportfreunde Stiller eigentlich keiner dieser Songs tatsächlich als Sport-Motivationssong erdacht war. Es ergab sich eher zufällig. Dass es hier allerdings einen offenkundigen Bedarf gibt, hatte Liedermacher Heinrich Stiefel blitzgescheit erkannt und 2012 ein Album mit absolutem Platin-Potenzial herausgebracht: „25 Sport- und Motivationslieder von Heinrich Stiefel„.
Allein der Titel des Albums: Ganz, ganz heißer Scheiß!
Auf der begehrten Scheibe finden sich Knüller wie „Zicke, Zacke„, „Ein Sieg muss her„, „SOS wir laufen Ramba Zamba“ oder „Auf geht’s Freunde, Olé!„. Allein diese irren Songtitel treiben einem die Gänsehaut in Wellen über den Körper. Und ohne dass man es merkt, hat man bereits den Wettbewerbs-Schweiß auf der Stirn stehen – bereit für den entscheidenden, fünften Elfmeter gegen England. Oder zumindest gegen die Bibliotheksauswahl von Bottrop.
Das reicht Heinrich Stiefel aber nicht. Er treibt das Adrenalin, das eh schon in Sturzbächen durch unsere Adern rauscht, noch weiter an: „Du bist viel besser als du denkst“ wird direkt von „Wunder gibt es immer wieder“ und noch einmal von „Wir wünschen dir viel Glück“ übertroffen. Ein Highlight jagt das nächste.
Und da man mit dieser unvergleichlichen Ansammlung an Motivationsheulern gar nicht mehr verlieren kann, da man jeden Gegner, der einem in den Weg kommt, mit der Hulk-artig geschwollenen Brust wegmäht, hat Heinrich uns auch direkt ein paar Feiersongs auf die Scheibe gepackt, die jede Tanzfläche erbeben lassen: „Komm wir tanzen einen Hughatscha“ geht genauso ins Blut wie „Hey, hey, you are the champions“.
Man will wirklich gar nicht mehr nach Hause, diese Nacht darf niemals enden! Gebt. Mir. Mehr.
Wer es nun – verständlicherweise – gar nicht mehr erwarten kann, sich diese Scheibe sofort anzuschaffen: die CD und noch viele weitere Highlights deutscher Motivations-Kultur kann man unkompliziert und bequem online erwerben, unter www.stiefel-online.de.
Wir sagen „Danke, Heinrich!“ und legen in Vorfreude auf die Bundesliga-Rückrunde nochmal den Song „Wunder gibt es immer wieder“ auf. In München zittert man bereits, denn in Dubai lässt – wie der Kicker berichtet – Trainer Tuchel dieses Lied während der gesamten Vorbereitung in Dubai hoch- und runterlaufen, mehr noch als das eigene Team.
Das schreit förmlich nach einer grandiosen Aufholjagd! Was wären wir ohne Dich, Heinrich. Unmotivierte, ahnungslose Trottel.
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