Gabor Kiraly und seine Ungarn haben gestern mit dem 2:0 über Österreich einen der überraschendsten Siege der bisherigen Europameisterschaft eingefahren. Die völlig unterschätzten Magyaren setzten sich letztlich deutlich mit 2:0 gegen die klar favorisierten Österreicher um Alaba und Arnautovic durch, auch dank einiger spektakulärer Paraden eines Spielers, der sich eigentlich längst von der großen Bühne verabschiedet hatte.
Torhüter Gabor Kiraly, der seine größten Erfolge vor über 15 Jahren bei Hertha BSC und später in der englischen Premier League feierte, spielt längst wieder bei seinem Heimatverein in Ungarn. Man könnte also meinen, er lässt nun langsam seine Karriere ausklingen. Aber Kiraly, der in Ungarn längst ein Volksheld ist und neben dem Profifußball diverse andere Geschäftsfelder verfolgt, gelang als Torwart der ungarischen Nationalelf unter der Leitung von Bernd Storck, ehemals Co-Trainer bei Hertha BSC, überraschend die Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich.
Den Ungarn hatte man vor dem Turnier wenig zugetraut, und Gabor Kiraly war wohl nicht mehr als der Titel „ältester Spieler des Turniers“ zugerechnet worden. Nachdem er nun seiner Mannschaft mit seinen Paraden und seinem sicheren Torwartspiel zu einem historischen Sieg verholfen hat, ändert sich die Sichtweise, und Experten wie Holger Stanislawski, der den Ungarn ein frühes Aus prognostiziert hatte, müssen nun nochmal in sich gehen – oder den Taktik-Screen einfach mal ausschalten und einsehen, dass man mit Herz und Leidenschaft mitunter mehr erreichen kann als mit einer ausgeklügelten Doppelsechs oder der Raute im defensiven Mittelfeld.Denn wenn die Ungarn den Österreichern gestern in einem Punkt überlegen waren, war das schlicht und ergreifend der Siegeswille.
Die veränderte Sichtweise betrifft nicht nur Kiraly, sondern auch auf den ungarischen Fußball generell. Das gestrige Spiel war eines der rar gesäten positiven Glanzlichter eines bislang wenig spektakulären Turniers. Wir hätten gern mehr davon, und sind damit sicher nicht allein. Glücklicherweise folgte im Abendspiel dann direkt noch eins, beim 1:1 der Isländer gegen das CR7-Team von der iberischen Halbinsel. Island, noch so ein unterschätzter Fremdling. Wir sind sehr gespannt, wer sich in dieser Gruppe durchsetzen wird. Wir hätten da natürlich so unsere Sympathien…
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