Auswärtsspiele im „Santiago Bernabeu“ oder dem „Camp Nou“ galten vor einigen Jahren noch als Ausflüge in die Fußball-Hölle. Diese Zeiten sind längst vorbei. Das einzige, was in diesen legendären Fußballstätten noch glimmt, sind die Zigarettenstengel der Fußball-Fans.
von Björn Leffler
Am vergangenen Mittwoch gastierte Borussia Dortmund zum Gruppenfinale bei Real Madrid. Was bis Ende der 90er Jahre noch als „Fußballhölle“ wahrgenommen wurde – ein Auswärtsspiel im Santiago Bernabeu – ist mittlerweile nur noch ein laues Lüftchen und ein an Ödnis und Marketingfokussierung kaum zu überbietendes Stadionerlebnis. Gastspiele in diesem noch immer legendären Stadion sind eigentlich nur noch dann wirklich bemerkenswert, wenn Erzrivale FC Barcelona zu Gast ist oder Real es bis ins Halbfinale der Champions League geschafft hat.
Ansonsten erwartet das erfolgsübersättigte Publikum das, was man von einer so überbezahlten Mannschaft auch erwarten kann: hyperspektakulären, einzigartigen, erfolgreichen Fußball. Alles, was nur leicht unter diesem Anspruch liegt, wird nur müde beklatscht, wie die Tore zum 1:0 und 2:0 von Karim Benzema gegen die Dortmunder Borussia. Schön, dass das Spiel letztlich mit einem überraschenden und – aus Sicht der Madrilenen – geradezu empörenden 2:2 endete.
Wie wild und ungezügelt es im Estadio Santiago Bernabeu früher zugehen konnte, wissen wohl nur noch diejenigen, die einstige Real-Größen wie Raùl, Luis Figo oder Fernando Hierro noch live haben spielen sehen. Der anstehende Umbau der altehrwürdigen Arena dürfte den heutigen Status Quo wohl kaum verbessern. Eher im Gegenteil.
Das gleiche Bild zeigt sich beim FC Barcelona, der wie auch Real Madrid in einer der legendärsten und zugleich größten Fußballarenen Europas spielt. Aber auch im Heimstadion der Katalanen wird längst nicht mehr gesungen oder das Team angefeuert. Fußball wird im „Camp Nou“ konsumiert wie eine Theateraufführung.
Als wir uns Anfang des Jahres das spanische Supercup-Finale zwische dem FC Barcelona und dem FC Sevilla in „Barca’s“ Heimspielstätte ansahen, war die fast durchweg vorherrschende Stille in diesem 90.000 Zuschauer fassenden Kessel geradezu beklemmend. Lediglich bei den drei Toren wurde es etwas lauter, und – natürlich – wenn Superstar Lionel Messi an den Ball kam. Ansonsten war das spanische Stadionerlebnis an Trostlosigkeit kaum zu überbieten. Von unseren Plätzen weit hinter dem Tor konnten wir mühelos die Ansagen der beiden Trainer (mit)hören.
Spanisches Temperament, feurig und temperamentvoll – ist das denn wirklich nur noch eine Legende? Was den Fußball angeht, scheint das zumindest in den Fußballhauptstädten der iberischen Halbinsel – Madrid und Barcelona – tatsächlich so zu sein. Dass man diese Stadien aber auch in der heutigen Zeit noch „On Fire“ setzen kann, beweist in regelmäßigen Abständen eine Legende, die nicht durch herausragende Leistungen auf dem Rasen berühmt geworden ist, sondern durch sein famoses Spiel auf der E-Gitarre und leidenschaftliche Rock-Hymnen.
Brenne, Bernabeu, Brenne! Vielleicht ja irgendwann auch wieder beim Fußball… ?
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