Der Dezember steht unter dem Motto der Versöhnlichkeit. Mit allen Mitteln soll unterm Tannenbaum eine gute Perspektive für das kommende Jahr deponiert werden und so wird besonders in der Adventszeit gerne mal mit der prallen Faust auf den Tisch gehauen. Schließlich gilt es die Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Daher wird nun gerne mal zugespitzt über Krisenerscheinungen philosophiert und positive Trends abgewiegelt. Die Bundesliga schiebt nun nochmal ein kleines Intensivprogramm ein und integriert noch vier Spieltage in den Dezember. 12 Punkte als Stimmungsaufheller sind also noch zu vergeben.
In Zeiten wie diesen lässt ohne weiteres einer der Sprüche-Klassiker des deutschen Fußballs zitieren: „Der Weihnachtsmann ist noch lange kein Osterhase.“ Uli Hoeneß sei Dank, dass wir dies ein für alle mal geklärt haben. Dementsprechend können wir uns alle ein wenig beruhigen und den Ball flach halten. Da dies auf dem unsanften Geläuf in den Stadien der Republik aufgrund der aktuellen Witterung jedoch eher schwer fällt, verhalten sich die meisten dennoch sprunghaft wie ein hoppelndes Leder auf einem pferdedruchpflügten Acker. In der einen Woche noch vollkommen im Soll, steht schon wenige Tage später die gesamte mittelfristige Zukunft des Vereins in Frage. Bestes Beispiel hierfür ist derzeit Borussia Dortmund und die mediale Hexenjagd auf vermeintliche Mentalitätsverweigerer und Grabenkämpfe. Nach dem Erfolg gegen die Bayern war die selbe Mannschaft noch die aufstrebendste und talentierteste Truppe der Bundesliga, während sie nun die entstandene Fallhöhe aufs Äußerste ausnutzten. Gespannt verfolgen wir diesbezüglich die kommenden Wochen, die über die Höhe und Pracht des zu erwerbenden Weihnachtsbaums entscheiden dürften.
Zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt wankt die Atmosphäre in den Vereinen des professionellen Fußballs. In Vorbereitung der besinnlichen Wochen am heimischen Gabentisch muss noch schnell die Bilanz aufgehübscht werden, damit alle Beteiligten besten Gewissens schlemmen können. Jene Bilanzen sind nun auch prägnante Bestandteile der Jahreshauptversammlungen der Vereine, auf denen neben der Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage eine Projektierung der sportlichen Zukunft vorgenommen wird. Uli Hoeness sprach diesbezüglich infolge seiner „Wahl“ zum Vereinspräsidenten des FC Bayern München von Feinden in Leipzig und Dortmund, die als Wettbewerber übertrumpft werden müssen.
Die Jahreshauptversammlung der Hertha war geprägt von der Zerrissenheit zwischen sportlichem Höhenflug und Enttäuschung über die mangelhafte Auslastung des Olympiastadions, welche zu Umzugsgedanken führen. Die Verlagerung der Heimspielstätte nach Brandenburg in eine neue Arena scheint dabei eine praktikable Idee zu sein, wären da nicht die Fans, die berechtigterweise auf die Barrikaden gehen. Ein Umzug in ein neues Stadion ist immer ein schwieriger Aushandlungsprozess der sportlichen Identitäten. Hierbei gilt es zwar wirtschaftlichen Parametern gerecht zu werden, aber eben auch die sportkulturellen Aspekte nicht außer Acht zu verlieren. Für viele Zuschauer stellt der Umbau des Oly wohl die favorisierte Lösung dar, jedoch erscheint dies aufgrund des Denkmalwerts des Olympiastadions als nahezu unerfüllbar. Auch das Thema der Auslasting würde dadurch nur bedingt angegangen werden. Offenkundig daran ist jedoch: die Thematik der Heimspielstätte ist für die Hertha eine Herzensangelegenheit. Hier wird das kommende Jahr sehr spannend.
Beim 1. FC Union steht gleichsam einem besinnlichen Weihnachtsfest nichts mehr im Wege. Die sportlichen Ziele sind bis dato erfüllt und auch wirtschaftlich stehen die Unioner auf immer stabileren Beinen. Die Erweiterung der Alten Försterei scheint letztendlich nur eine Frage der Zeit zu sein, wobei mit einer Aufstockung der Tribünen über ein Ausweichquartier für den Trainingsbetrieb nachgedacht werden muss. Dies sind aber im besten Sinne Luxusprobleme, die als Fluch der guten Tat die neuen Dimensionen des 1. FC Union Berlin symbolisieren. Das alljährliche Weihnachtssingen in der Alten Försterei wird im Lichte eines hoffnungsvollen Starts ins neue Jahr durchgeführt. Für den Fußball allgemein repräsentiert das Unioner Weihnachtssingen die übergeordnete Kraft dieser Sportart. Es ist eben nicht nur ein Sport, sondern eine gesellschaftliche Triebfeder der Vergemeinschaftung. Dementsprechend emotional werden die meisten Sachen dann auch betrachtet. Fußball ist wie Weihnachten. Auf dem Platz und am Tisch geht es hoch her. Oft wird sich dabei gestritten, obwohl alle wirklich nur das Beste wollen.
Spätestens in drei Wochen sind dann aber die festlichen Häppchen die einzigen Sachen, die zu heiß gekocht werden. Die in Deutschland noch aufrechterhaltene Winterpause lässt uns alle mal ein wenig durchatmen von den Sorgen, aber eben auch von den Höhenflügen. Sofern sich die Vermarktungsstrategie der DFL zur Etablierung eines Spieltags in der Weihnachtszeit irgendwann durchsetzt, ist es vorbei mit der Besinnlichkeit. Daher erfreuen wir uns an der Pause vom Alltag, solange sie noch verfügbar ist und ackern jetzt allesamt noch ein wenig für den runden Abschluss. Aber nicht vergessen: Der Weihnachtsmann ist kein Osterhase, also frei nach Steppi „Lebbe geht weiter“.
Axel Diehlmann
P.S.: Wir wünschen uns übrigens möglichst viele Spiele bei heftigem Schneefall und einem gleichzeitigen Ausfall der Rasenheizung. Und zwar nicht nur in Aue.
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