Die Profis von Hertha BSC scheiterten vorgestern Abend im Elfmeterschießen des DFB-Pokals. Die Niederlage war bitter, vor allem für jene Schützen, die vom Punkt versagten. Das ist aber nichts gegen das, was sich im Juli 1994 im kalifornischen Pasadena abgespielt hat.
von Björn Leffler
Es war ganz klar. Wenn ich mir schon den weiten Weg an die Westküste der USA gemacht hatte und seit Tagen den smogverschmierten Dauerverkehr des Großraums Los Angeles tapfer erdulden musste, würde ich mir einen Ausflug nach Pasadena nicht verkneifen können. Es war meine kleine, persönliche Belohnung. Ein Besuch in der legendären „Rose Bowl“.
Ein Besuch der „Rose Bowl“, die merkwürdigerweise für Sportfans aus Nordamerika und Europa eine Kultstätte darstellt, war eine lange gehegte Sehnsucht meinerseits, die sich an einem warmen Septembermorgen vor drei Jahren endlich erfüllen sollte. Für nordamerikanische Football-Fans ist die „Rose Bowl“ eine der legendärsten Arenen, die unzählige große Spiele ihrer heißgeliebten Sportart und fünf Super-Bowl-Endspiele gesehen hat. Für europäische Fußballfans ist sie der Austragungsort des Weltmeisterschafts-Endspiels von 1994, in dem Roberto Baggio mit seinem verschossenen Elfmeter Brasilien zum Weltmeister machte – und sich selbst zur tragischen Legende.
Das Stadion liegt malerisch, inmitten von Wäldern und gutbürgerlichen Wohngegenden, eingerahmt von Palmen. Bereits von außen wirkte das Stadion ein wenig in die Jahre gekommen. Ein Eindruck, der sich auch im Innern der Arena bestätigte. Die besten Jahre hatte diese beeindruckende Sportstätte längst hinter sich, aber dennoch war die fußballhistorische Bedeutung dieses Ortes quasi mit Händen zu greifen, als ich mich auf eben jener Tribüne eingefunden hatte, auf der Baggios Ball vor über 20 Jahren heruntergekommen sein musste.
Ich stand auf den Traversen, genoss den Blick ins weite Rund und fühlte, wie der kalte Hauch des Scheiterns mich umwehte. Trotz der warmen, kalifornischen Septembersonne, wohlgemerkt. Roberto, Du tragischer Held, Du gottgleicher Virtuose, Du ewig Unvollendeter. Hier war es also, hier versagten dir einst Deine venezianischen Nerven und machten Romario und Bebeto zum Weltmeister und Dich zum großen Sündenbock.
Bevor ich mich aber zu sehr von bedeutungsschwangeren Gedanken über Versagen und Verlust übermannen ließ, verließ ich die „Rose Bowl“ wieder, gönnte mir noch einen Coffee to go und setzte mich ins Auto. Auf nach San Francisco, wo eine weitere legendäre Spielstätte auf einen Besuch wartete, der Candlestick Park, bis 2014 Heimat der San Francisco 49ers. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.
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