Clubkultur: Berlins Fußball – Das große PANENKA Herbstspecial nimmt Euch mit auf eine Reise durch die Berliner Fußballkultur und erzählt die kleinen und großen (Fußball-) Geschichten der Hauptstadt.
Teil 7: FC Internationale 1980
Im Schatten des Schöneberger Gasometers, genauer gesagt auf dem Sportplatz an der Monumentenstraße, ist ein Berliner Verein beheimatet, der in besonderem Maße aus der Masse heraussticht: Der FC Internationale 1980 e.V. Wie der Name schon sagt, wurde der Verein vor 36 Jahren in Berlin gegründet, und zwar aus einem sehr konkreten Grundbedürfnis heraus: Ziel der Vereinsgründer um Karl-Heinz Hamburger war es, auf die zunehmende Kommerzialisierung im Berliner Vereinsfußball zu reagieren und mit dem FC Internationale ein Gegengewicht dazu zu bilden.
Was vor über drei Jahrzehnten wie eine fixe Idee einiger weniger Idealisten klang, ist längst zu einem vielfach ausgezeichneten Gesellschaftsengagement auf der Ebene des Fußballsports avanciert. Mit ihrer Idee, dass auch leistungsorientierter Fußball ohne Spiel- und Punktprämien, also ohne eine Bezahlung von Spielern und Trainern, auskommen sollte, ist der Schöneberger Verein Anfang der 80er Jahre ins Rennen gegangen. Diesen Prinzipien ist der Verein bis heute treu geblieben, hält sich mit seiner ersten Männermannschaft aber dennoch solide in der siebtklassigen Berliner Landesliga, was allein aus sportlicher Sicht bemerkenswert ist. 2014 gelang sogar der Aufstieg in die Berlin-Liga, aus der sich der Verein aber leider nach nur kurzer Zeit wieder verabschieden musste.
Wirklich bemerkenswert allerdings ist das, was der Verein in den vergangenen Jahrzehnten fernab sportlicher Erfolge umsetzen und realisieren konnte. Der FC Internationale läuft seit der Gründung des Vereins ohne Trikotsponsor auf, die Jerseys ziert traditionell der Slogan „NO RACISM“. Und genau dieser Slogan wird bei den Schönebergern von morgens bis abends (vor)gelebt.
Der Verein hat über 1.000 Mitglieder aus mehr als 40 Nationen und engagiert sich seit Jahrzehnten in unterschiedlichen sozialen und gesellschaftsrelevanten Projekten. Regelmäßig veranstaltet der Verein Friedensturniere, setzt sich unter anderem für Aussöhnung und Toleranz ein und legt seinen persönlichen Schwerpunkt auf die Themen Integration, Antirassismus und Antidiskriminierung. In verschiedenen Kooperationen, etwa mit dem 1. FC Union Berlin, mehreren Berliner Schulen oder dem Flüchtlingsprojekt „Champions ohne Grenzen“ leistet der Verein dabei ungemein wichtige Arbeit im Bereich der Kinder- und Jugendföderung und der Integration von Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund.
Das so vehement betriebene Engagement blieb auch der Berliner Politik nicht verborgen, so dass der FC Internationale seit über neun Jahren „Integrationsstützpunkt“ der Sportjugend im Landessportbund Berlin ist. Denn insbesondere die Jugendarbeit ist natürlich der Kern des vielschichtigen Engagements. Die Organisatoren haben offenbar sehr früh die integrativen Möglichkeiten, die der Sport bieten kann, erkannt und proaktiv Kinder und Jugendliche unterschiedlichster Herkunft zusammengeführt. Ein Konzept, dessen Relevanz vor allem in den letzten zwei Jahren wieder zugenommen hat. Aktuell spielen rund 35 Jugendteams des FC Internationale im Berliner Jungen- und Mädchenfußball, von den Bambinis bis zur A-Jugend.
Dabei läuft dies selbstverständlich nicht immer ohne Reibungen ab, aber wenn Spieler oder Eltern gegen die Regeln des gegenseitigen Respekts verstoßen, die es beim FC Internationale natürlich gibt, reagiert der Verein restriktiv, wenn es notwendig ist. Dass die Schöneberger hiermit offensichtlich genau den richtigen Nerv treffen, zeigt allein die Tatsache, dass sich der Verein trotz mangelhafter Unterstützung durch den Bezirk noch immer schadlos hält und kürzlich mit dem „Großen Stern des Sports in Silber“ ausgezeichnet wurde, vor allem für die vielfältige Arbeit mit Flüchtlingen und den Kampf gegen Rassismus.
Der vom RBB, der Berliner Volksbank und dem Landessportbund Berlin verliehene Preis ist eigentlich längst überfällig gewesen. Und vor allem in Zeiten, in denen Populismus, Volksverhetzung und Ressentiments gegen Andersdenkende und Fremde ein großes, bedrohliches Comeback feiern, ist dieser Preis ein deutliches Zeichen dafür, dass es viel mehr Institutionen geben sollte, die den mitunter sicher nicht leichten, aber in jedem Fall sehr viel lohnenderen Weg der Integrationsbereitschaft gehen müssen. Der FC Internationale ist ein schillerndes Beispiel dafür, dass dies gelingen kann. Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg sollte stolz darauf sein, über eine so herausragende sportliche Intitution zu verfügen, anstatt zum wiederholten Male den Verein durch massive Trainingszeitstreichungen vor große Probleme zu stellen.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die Verantwortlichen des FC Internationale davon nicht unterkriegen lassen, so dass der Sportplatz an der Monumentenstraße das bleibt, was er seit vielen Jahren ist: eine Chance für Integration, Völkerverständigung und gegenseitigem Respekt!
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