Nachdem wir in diesem Winter wieder einmal feststellen mussten, dass der fußballerische Budenzauber in Deutschland schon lange seine Magie verloren hat, lohnt sich der Blick über den Tellerrand, um ein wenig dem kickenden Hallensport wieder verbunden zu werden. Und da wir rein zufällig eine entsprechende Reihe zum neuen Jahr hierzu ins Leben gerufen haben, sind wir im besten Sinne verpflichtet uns der Sportkultur des Sepak Takraw zu widmen.
Ronaldinho würde vor Neid erblassen angesichts der Frequenz an Fallrückziehern, die den Zuschauern des Sepak Takraw in Südostasien geboten wird. In wahnwitziger Manier schwingen sich die Spieler zur technisch akkuraten Überwindung der gegnerischen Mannschaft auf. Auf einem Badminton-Feld treten beim Sepak Takraw zwei Mannschaften als Dreiergespann gegeneinander an und versuchen mittels der Regeln des Volleyballs Punkte zu erzielen. Lediglich für die Angabe darf die Hand ins Spiel – ansonsten gelten die Prämissen des Fußballregelwerks. Kopf, Brust, Knie und Fuß sind daher die bevorzugten Werkzeuge zum heiteren Spiel über die Schnur.
Für uns erscheint die Form des Balles gerne mal wie ein nichtsnutziges Dekorationsobjekt, um eventuell eine Geranie stilecht zu platzieren. Für viele ist es jedoch dieser aus Rattan geflochtene Ball, der zum technisch hochwertigen Spiel provoziert. Vor gut fünfzehn Jahren kam mir so ein Teil mal an die Fußspitzen. In gewohnt dilettantischer Manier fand der Ball Verwendung als Ersatz-Hacky-Sack auf dem Schulhof und in Berliner Parkeinlagen. An die Eskapaden, die mit dem gleichen Teil in Asien vollführt werden, war bei uns gar nicht zu denken. Der Rattan-Ball wurde alsbald eingemottet und zugunsten des guten alten Lederballs zuhause gelassen. Welch kulturelle Ignoranz, die uns Rattan lediglich als Möbelmaterial erscheinen lässt. Inzwischen ist der Spielball zwar weitverbreitend aus Hartplastik, aber den Traditionalisten unter den Ballartisten frohlockt immer noch das Herz wenn ihnen ein Rattanball an den Fuß kommt.
Im Jahr 2003 wurde mit der Federation of European Sepak Takraw Associations (FESTA) eine europäische Institution zur Etablierung dieser akrobatischen Sportart auch in europäischen Gefilden geschaffen und seit 2005 spielen Teams aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Österreich, Italien und Ungarn in einer EURO-Series gegeneinander. Der erfolgreicste Vertreter dieser Nationen ist Takraw Cologne ’03, aber es gibt natürlich auch einen Sepak Takraw Verein in Berlin. Wer mal zum Probetraining vorbeischauen möchte, der kann sich hier informieren: http://www.sepaktakraw-berlin.de/
Zur Einstimmung blicken wir zurück auf ein artisitisches Match zwischen Thailand und Malaysia, die sich vor gut einem Jahrzehnt gegenseitig imponierten. Seitdem geistert das entsprechende Video bei youtube herum. Viel Spaß und nicht die Bodenhaftung verlieren!
Schreibe einen Kommentar