Tottenham, Chelsea, Liverpool – in England ist die große Bauwut ausgebrochen, jeder Club, der etwas auf sich hält, baut sich entweder ein nagelneues Stadion oder baut das bestehende aus. Aber auch in Deutschland gibt es entsprechende Tendenzen.
Der FC Chelsea baut sich ein futuristisch anmutendes, neues Stadion. Das neue Stadion der Tottenham Hotspurs ist bereits im Bau, es entsteht direkt neben der altehrwüridgen White Heart Lane. West Ham United ist nach über 100 Jahren aus seinem traditionsreichen „Upton Park“ ausgezogen und hat das umgebaute Londoner Olympiastadion bezogen. Auch der FC Liverpool wollte lange Zeit ein neues Stadion errichten, muss sich nun aber damit begnügen, „nur“ das Stadion an der Anfield Road erweitern zu können.
Dies sind nur einige Beispiele von der Insel, die die allgemein um sich greifende Bauwut dokumentieren. In der Premier League wird und wurde in großem Stil geklotzt. Arsenals Auszug aus seiner angestammten Heimat Highbury ins viel größere, aber deutlich weniger atmosphärische „Emirates Stadium“ liegt zwar bereits einige Jahre zurück, galt aber vielen Vereinen offenbar als großes Vorbild. In den modernen Entwürfen bleibt leider wenig von der so eigenen, englischen Baukultur für Fußballstadien übrig. Die Arenen wirken häufig austauschbar.
Auf der Insel kann man es offenbar nur schwer verwinden, dass man zwar die umsatzstärkste Fußball-Liga der Welt, nicht aber die am besten besuchte ist. Das ist seit Jahren die deutsche Bundesliga, die mit einem Zuschauerschnitt jenseits der 40.000er Marke seit einem Jahrzehnt unerreicht bleibt.
Aber auch in Deutschland scheinen die erst zur Fußball-WM 2006 neu errichteten Arenen nicht mehr auszureichen. Der 1. FC Köln hat lange versucht, einen Ausbau des Rhein Energie Stadions zu forcieren (aktuelles Fassungsvermögen: 49.968 Plätze), was nach derzeitigem Stand wohl zu teuer und zu aufwendig erscheint. Daher plant der Club, ein neues, größeres Stadion zu bauen, an einem neuen Standort.
Auch in Berlin ist das Thema Stadion-Neubau präsent. Neben den moderaten Expansionsplänen des 1. FC Union plant Hertha BSC einen Auszug aus dem Olympiastadion, um in ein eigenes, reines Fußballstadion umzuziehen. Die entsprechende Machbarkeitsstudie will der Verein im Verlauf dieser Woche der Öffentlichkeit präsentieren.
Eintracht Frankfurt arbeitet ebenfalls seit Jahren daran, die Kapazität seiner Commerzbank Arena durch Baumaßnahmen im bestehenden Baukörper sukzessive zu erhöhen. Aktuell ist geplant, mehr Stehplätze zu schaffen. Diesen Weg waren zuvor bereits Borussia Dortmund, Bayern München oder auch der Hamburger SV gegangen. In allen Stadien wurden zwar keine neuen Tribünen gebaut, aber zusätzliche Kapazitäten in Form von Stehtraversen geschaffen.
Apropos München: Der TSV 1860 hat die Allianz Arena offenbar satt und möchte nun ein eigenes Stadion errichten, mit Platz für mindestens 50.000 Zuschauer. Die Stadt München hat sich bislang allerdings gegen diese Pläne ausgesprochen. Ähnlich skeptisch zeigt sich der Senat in Berlin übrigens gegenüber den Plänen von Hertha BSC.
Gut zehn Jahre nach der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ist in einen eigentlich gesättigten Markt ordentlich Bewegung gekommen, mehr als man hätte erwarten können. Und da sich Deutschland für die Ausrichtung der Fußball-Europameisterschaft 2024 bewerben wird, werden diese Aktivitäten in den kommenden Jahren wohl eher zu- als abnehmen. Man darf gespannt sein, was dabei noch herauskommt…
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