Nach einem 2:1-Auswärtssieg am 31. Spieltag machte das Zweitliga-Team von Jürgen Röber den herbeigesehnten Erstliga-Aufstieg der Berliner Hertha perfekt. Die vorerst letzte Zweitliga-Spielzeit konnten die Berliner letztlich auf Platz 3 abschließen und damit der noch jungen wiedervereinten Hauptstadt endlich die Schmach der Erstliga-Abstinenz nehmen. In der Vorsaison hatte Röber die Blauweißen so gerade eben vor dem Abstieg in die Drittklassigkeit retten können, mit einem 0:0 bei der SG Wattenscheid 09 am 34. Spieltag.
Nach erfolgreichen Bundesliga-Spielzeiten in den 70er Jahren, in denen Hertha zweimal das Pokalfinale erreichte (beide Spiele gingen leider verloren) und in der 1. Liga einmal die Vizemeisterschaft und drei weitere Male den 3. Platz erreichen konnte, folgte in den 80er Jahren der bittere Abstieg bis in die Drittklassigkeit. Dreimal gelang dennoch der Aufstieg in die 1. Liga, die Klasse konnte aber jeweils nicht gehalten werden, es ging immer direkt wieder hinunter. In Berlin herrschte Fußballtristesse pur, nur das Pokalfinale ließ ab 1985 einmal pro Jahr den Duft der großen weiten Fußballwelt in die Stadt und das immer maroder werdende Olympiastadion wehen.
Nach dem neuerlichen Scheitern in der Bundesliga 1990/91, als es erneut chancenlos wieder zurück in die 2. Liga ging, vergingen lange sechs Jahre, bis Hertha wieder der Sprung nach oben gelang, in einer von großer Euphorie geprägten Saison. Zum Spitzenspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern strömten am 7. April 1997 über 80.000 Zuschauer zum Olympiastadion, leider gab es nur Platz für 76.000, der Rest musste draußen bleiben und konnte nicht glauben, dass das Spiel wirklich ausverkauft sein sollte. So war es aber, Hertha gewann 2:0, eroberte die Tabellenspitze und anschließend auch einen der drei begehrten Aufstiegsränge.
Als jeder dachte, dass Berlin nun endlich wieder angekommen wäre in der 1. Liga, folgte eine Spielzeit, die man ohne weiteres als Achterbahnfahrt bezeichnen könnte. Nachdem der Start in die Saison gründlich vermasselt wurde, stand der beliebte Trainer Jürgen Röber vor dem Aus, bis ihm sein Team im Schicksalsspiel gegen den Karlsruher SC den Job rettete und die Wende einläutete. Für alle, die damals dabei waren, ist es noch heute eines der emotionalsten Spiele der Hertha-Historie.
Der KSC, als Europacup-Anwärter gestartet, stieg am Ende der Saison überraschend ab. Hertha hielt letztlich dann souverän die Klasse und stürmte im nächsten Jahr auf den dritten Platz und somit in die Champions League. Ganz nebenbei wurde Michael Preetz mit 23 Toren Torschützenkönig der Saison 1998/99.
In dieser DSF-Reportage von 1997 werden noch einmal der Aufstieg der alten Dame und einige der mitunter dramatischen Ereignisse der ersten Erstligasaison unter Jürgen Röber beleuchtet. Ein zum Schmunzeln und Schwelgen geeigneter, 35-minütiger Blick zurück in die Vergangenheit, als die Hertha endlich wieder da war, wo sie hingehörte – im Oberhaus.
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