Das 13. Internationale Fußballfilmfestival 11mm ist Geschichte und blickt zurück auf ein breites internationales Teilnehmerfeld mit herausragenden Produktionen und intensiven Einblicken in die globale Fußballkultur. Den Publikumspreis „Goldene 11“ erhielt die Dokumentation „Zweikämpfer“.
Quelle: 11mm – http://www.11-mm.de/index.php/de/
Gemeinsam mit Nico Frommer nahm der Regisseur Mehdi Benhadj-Djilali gestern abend im Rahmen der traditionellen Shortkicks-Gala zum Abschluss des Filmfestivals die „Goldene 11“ entgegen, die auf Basis des Publikumsvotums verliehen wird. Die Dokumentation „Zweikämpfer“ richtet den Blick auf die Vereinigung der vertragslosen Fußballer, die auf der Kehrseite des glanzvollen Fußballgeschäfts den Trainingsbetrieb aufrecht erhalten, um sich für Vereine der Profiligen anzubieten. Eine Dokumentation über arbeitslose Fußballer und damit eine Berichterstattung über das reale Leben geprägt von Unsicherheiten, Hoffnungen und Bestrebungen. Die Perspektive auf den bangen Blick in die Zukunft ehemaliger Bundesligaprofis honorierten die Zuschauer genauso wie die Dokumentationen „Im Derbydreieck“ von Milan Skrobanek über die ostwestfälische Konkurrenz zwischen Arminia Bielefeld, Preußen Münster und dem VfL Osnabrück sowie „Es war Liebe – ein Porträt über ein Leben für den Fußball“ von Steffen Kuttner, der die Karriere von Christian „Fielo“ Fiél in Szene setzt. Das Treppchen des 11mm-Fußballfilmfestivals war also erneut den Dokumentationen vorbehalten.
Im Gegensatz dazu taten sich bei den Kurzfilmen insbesondere die Spielfilme hervor. Der Siegerfilm der 11mm-Shortkicks wurde der französische Beitrag „Sur la touche“ von Hortense Gélinet aus dem Jahr 2014. Der Film beschreibt die Transformation des Konfliktherds Fußball in Beziehungen. Samir, Fan von Paris St. Germain, versucht seine Freundin von seiner Leidenschaft für den Verein zu überzeugen. Dabei rechnet er aber nicht damit, dass sie sich nun urplötzlich für den Fußball begeistert, auch wenn es ihr zunächst nur um den unwiderstehlichen Zlatan Ibrahimovic geht. Nun dringt sie ein in die Männerbastion Fußball und bringt ihren Freund an den Rande des Wahnsinns. Der Preis wurde von der Jury – bestehend aus Sebastian Langkamp, der ansonsten eher für Comedy oder auch mal für Action-Filme zu haben ist, Thomas Berthold und Ariane Hingst, den Schauspielern Eva Löbau und Heiko Pinkowski sowie den Förderern Frank W. Albers und Raphael Brinkert in einem „rasanten“ Punktesystem auserkoren. Auf Platz 2 kehrte der spanische Beitrag „Padres Hooligans“ von Alba Gómez, Alba Cid und Sarah Zelich ein, der die Tribünenkultur während eines Jugendspiels in den Fokus rückt. Die Eltern der lieben Kleinen sind in Überzeugung der großartigen Perspektiven ihrer Sprösslingen enthusiastisch bis cholerisch dabei und schrecken auch nicht vor Streitgesprächen zurück, während ihnen die unerbittliche Sonne zu Kopf steigt.
Insgesamt stellte sich der Abschlussabend überaus amüsant dar. Dazu trugen neben den weiteren sieben Kurzfilmbeiträgen, von denen einige auch den Preis verdient gehabt hätten, und den musikalischen Interventionen vor allem die netten Anekdoten zur Stadt Wolfsburg bei. Neben Ariane Hingst war auch Naldo als repräsentativer Preisverleiher vor Ort, der natürlich Geheimtipps für einen Aufenthalt in Wolfsburg preisgeben musste. Seiner Einschätzung zufolge lohnen sich vorrangig drei Orte in der niedersächsischen Stadt: „Es gibt ein sehr gutes italienisches Restaurant und … ähm … die Autostadt ist auch sehr interessant und natürlich die VW-Werke“. Gehobene Tristesse treffend formuliert durch den Brasilianer, der wohl nicht wegen der Schönheit der Stadt zum VfL gewechselt ist. Von den unterschwelligen Vorzügen der Stadt darf sich jedenfalls schon bald eine ganze Berliner Schulklasse überzeugen, die als Gewinner des 11minimeter zum VfL eingeladen wurde und dort von André Schürrle, Julian Draxler, Naldo und Dante in Empfang genommen werden und hoffentlich eine kleine Stadttour gemeinsam verleben dürfen.
Der Abschluss des 13. Internationalen Filmfestivals im prall gefüllten Kino Babylon war dem gesamten Programm entsprechend würdig und entspannt. Intensive Einblicke in die große weite Welt des Fußballs wurden gerahmt von einem wunderbaren Festival-Team, das offenherzig durch das Programm leitete. In filmischer Hinsicht waren einige Highlights dabei, die hoffentlich alsbald in Kino, Fernsehen oder Internet verfügbar sind. Ansonsten verbleibt lediglich die Empfehlung hinsichtlich der 14. Ausgabe des Fußballfilmfestivals im kommenden Jahr, bei denen dann neben neuen Produktionen hoffentlich auch einige der diesjährigen Filme nochmal gezeigt werden. Eines bleibt festzuhalten: Das Fußballfilmfestival 11mm ist für jeden Fußballromantiker oder jene, die dies noch werden wollen ein unbedingt empfehlenswerter Eintrag im Kalender. Also: Auf ein neues im Jahr 2017!
Axel Diehlmann
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